Was ist eigentlich Imperialismus?
(PDF)

Joachim Hirsch

Abstract


Der Begriff Imperialismus oszilliert im Sprachgebrauch wie kaum ein anderer zwischen politischem Schlagwort, Kampfformel und wissenschaftlicher Definition. Sieht man von den antiken und mittelalterlichen Imperien ab, so verweist er auf die Existenz von internationalen Ausbeutungs-, Gewalt- und Abhängigkeitsverhältnissen, die durch die kapitalistische Produktionsweise hervorgebracht werden. Ob und wie dies geschieht, ist allerdings umstritten. Auf diese Weise ist Imperialismus zugleich ein kritischer und kritisierter Begriff. Er wird von denen in Frage gestellt, die an die prinzipielle Möglichkeit eines „zivilisierten“, d.h. allgemein Freiheit, Demokratie und Menschenrechte garantierenden Kapitalismus glauben. Eine konservative und gewissermaßen positive Lesart sieht im Imperialismus ein notwendiges Gewalt- und Herrschaftsverhältnis, das dazu dient, Ordnung und Fortschritt in die Teile der Welt zu bringen, wo sie sich nicht durchsetzen konnten. Die Verbindung mit rassistischen Denkweisen ist dabei offenkundig. Die Propagierung eines solchen „wohltätigen“ Imperialismus als Legitimation imperialer Expansion hat eine lange Geschichte – von Cecil Rhodes’ Beschwörung der „Bürde des weißen Mannes“ bis hin zu neueren Konzepten imperialer Treuhänderschaft, die den entwickelten kapitalistischen etropolen egenüber „unentwickelten“ und als unfähig zur Selbstregierung gehaltenen esellschaften er Peripherie zugewiesen wird (vgl. z.B. Menzel 1992).

Click to view full text (PDF)
Was ist eigentlich Imperialismus?




click here to return to the Materials and Publications index


Produced and Hosted by the Center for Digital Discourse and Culture     © Center for Digital Discourse and Culture, Virginia Tech. All rights reserved. The physical campus is in Blacksburg, Virginia, U.S.A. For more information, please contact the Center at cddc@vt.edu